Emmanuelle Devos beim 71. Internationalen Filmfestival San Sebastian

Französische Filmtage Tübingen-Stuttgart

Emmanuelle Devos – Preisgekrönte Ikone des französischen Autorenkinos

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AUTOR/IN
Tobias Ignee
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Dominic Konrad

Mit einer Retrospektive ehren die Französischen Filmtage Tübingen-Stuttgart die Schauspielerin Emmanuelle Devos. Die Ikone des französischen Kinos spricht als Stargarst der Filmtage über ihre Arbeit. Der Blick in Devos' Filmografie beweist, dass sie aus dem französischen Kino nicht mehr wegzudenken ist. Für ihre Schauspielkunst wurde sie unter anderem zweimal mit den begehrten César ausgezeichnet.

Einfühlsame Darstellerin markanter Frauenporträts

Sie spielt Geliebte, Ehefrauen, Schauspielerinnen und Frauen in ganz normalen bürgerlichen Berufen, wie etwa eine Sekretärin. Mit dieser Rolle im Film „Lippenbekenntnisse“ („Sur mes lèvres“) von Jacques Audiard gelang Emmanuelle Devos im Jahr 2001 der Durchbruch.

Als taube und missachtete Sekretärin, die sich mit einem Kriminellen verbindet, war Devos so überzeugend, dass sie 2002 den César bekam – den höchst dotierten französischen Filmpreis. Die favorisierte Kollegin Audrey Tautou in „Die fabelhafte Welt der Amélie“ hatte dabei das Nachsehen und ging leer aus.

Aufwühlende Emmanuelle: Retrospektive bei den Französischen Filmtagen Tübingen-Stuttgart

„Vous ne désirez que moi“ („Einzig mich begehren Sie“)
Das Französische Filmfest in Tübingen ehrt die Schauspielerin Emmanuelle Devos und zeigt sechs Filme in einer Retrospektive. In „Einzig mich begehren Sie“ spielte die Schauspielerin 2021 die berühmte Schriftstellerin Marguerite Duras. Bild in Detailansicht öffnen
„Un Silence“ („Das Schweigen“)
Unter der Regie des Belgiers Joachim Fosse spielt Devos in „Das Schweigen“ die Frau eines Rechtsanwalts (Daniel Auteuil), die nach 25 Jahren ihr Schweigen über ein dunkles Familiengeheimnis bricht, als ihr Sohn beginnt, Fragen zu stellen. Bild in Detailansicht öffnen
„Le Temps de l'aventure“ („Zeit für ein Abenteuer“)
Eine Schauspielerin trifft im Zug einen Iren und verbringt mit ihm spontan einen Tag in Paris. Sie möchte ihn näher kennenlernen und folgt ihm kurzerhand. In „Zeit für ein Abenteuer“ spielte Devos 2013 an der Seite von Gabriel Byrne. Bild in Detailansicht öffnen
„Les Parfums“ („Parfüm des Lebens“)
Ihren Riecher für gute Rollen stellt Emmanuelle Devos in „Parfüm des Lebens“ unter Beweis. Sie spielt eine berühmte Parfumeurin, die sich nach ihrer Trennung mit ihrem Chauffeur anfreundet. Bild in Detailansicht öffnen
„Arrête ou je continue“ („Hör auf, sonst mache ich weiter“)
Nicht am Anfang, sondern am Ende einer Beziehung stehen Pomme und Pierre in „Hör auf, sonst mache ich weiter“. Nach einem Waldspaziergang, der im Streit endet, weigert sich Pomme, nach Hause zu gehen und will im Wald zurückbleiben. Bild in Detailansicht öffnen
„L'Homme d'argile“ („Der Mann aus Ton“)
Wie beeinflußt uns der Blick des Gegenübers? Diese Frage stellt Regisseurin Anaïs Tellenne in „Der Mann aus Ton“. Sie erzählt die Geschichte eines 60-jährigen Hausmeisters, der ein altes Anwesen verwaltet. Sein Leben ändert sich, als die Erbin des Hauses zurückkehrt. Bild in Detailansicht öffnen

„Das hat sich einfach so ergeben“

Im Interview mit der Zeitschrift „Cahiers du cinéma“ sagte die Schauspielerin:

„Ich habe mir nie die Frage gestellt, ob ich Schauspielerin werden möchte, das hat sich einfach so ergeben.“

Emmanuelle Devos wurde 1964 in einer Pariser Vorstadt geboren. Bereits in ihrer Kindheit zeichnete sich ab, dass die Tochter zweier Schauspieler auf die Bretter, die die Welt bedeuten, möchte. Sie schmiss ihr Abitur hin, um Unterricht an der renommierten Schauspielschule Cours Florent zu nehmen. Später studierte sie an der Filmhochschule La Fémis.

Dort kam sie unter anderem in Kontakt mit der Arthouse-Regisseurin Noémie Lvovsky. Bei den Dreharbeiten zu ihrem ersten Kurzfilm soll sie Devos bescheinigt haben, ein Gesicht für Nahaufnahmen zu haben. 

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Nase der Nasen – „Les Parfums“

Auch im Film „Parfum des Lebens“ („Les Parfums“), der im Rahmen der Retrospektive bei den Französischen Filmtagen gezeigt wird, arbeitete Emmanuelle Devos mit Regisseurin Noémie Lvovsky zusammen. Es ist eine herrliche Komödie, in der eine angesehene Parfumeurin immer wieder ihren Geruchssinn verliert.

Zusammen mit ihrem Chauffeur begibt sie sich auf die Suche nach Nebenjobs. So erschnüffelt sie beispielsweise den Geruch einer prähistorischen Höhle, die für Touristen nachgebaut werden soll - und dazu gehört eben auch der Duft in der Höhle.

Trailer zu „Parfum des Lebens“

Zurückhaltung als Erfolgsrezept

In all ihren Rollen besticht Emmanuelle Devos durch die zurückhaltende, subtile und unaufgeregte Art, wie sie ihre Rollen interpretiert. In einem Interview bezeichnete sie sich mal als das „kleine Schwarze“ des französischen Kinos – elegant, diskret und passend für alle Gelegenheiten.

„Man glaubt oft, dass Schauspielerinnen exhibitionistisch sind, wo es sich doch genau andersherum verhält. Man wählt das Schauspiel, um seine Gefühle hinter dem Text zu verstecken.“

So erklärt es sich auch, dass viele Regisseure und Regisseurinnen immer wieder gerne mit ihr zusammenarbeiten.

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Nahaufnahme von Emmanuelle Devos: Emotionale Nonkonformistin

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