MZ-Serie
Die Rolle des Sexsymbols klebte an ihr

Als Blondine in Softpornos wurde Barbara Valentin berühmt. Doch im Gedächtnis bleibt sie als Gspusi von Freddie Mercury.

28.04.2015 | Stand 16.09.2023, 7:06 Uhr
Leonie Sanke
Queen-Sänger Freddie Mercury mit der Schauspielerin Barbara Valentin 1984 in München −Foto: dpa

Auf den ersten Blick zeigt das Foto ein glückliches, gut gelauntes Pärchen: Er legt den Arm um sie, drückt sie an sich, sie grinst breit in die Kamera. Doch auf diesem Bild ist nicht irgendein Paar in irgendeiner Kneipe zu sehen, sondern der Queen-Frontmann Freddie Mercury und die Münchner Schauspielerin Barbara Valentin, das deutsche Sexsymbol der 1960er und 1970er Jahre. Dass die beiden nie mehr als Freundschaft verband, da ist sich Peter Ambacher sicher. Jahrelang war der Travestie-Künstler Teil der Clique um Freddie Mercury, als dieser in den 1980er Jahren in München lebte – und vor allem feierte. Und Barbara Valentin war Ambacher ein Dorn im Auge.

Schmollmund und rauchige Stimme

Entdeckt hatte Barbara Valentin einst Wolf C. Hartwig. Der Produzent, der durch Filme wie den „Schulmädchen-Report“ bekannt wurde, machte die junge Frau mit Schauspielambitionen zum Sexsymbol. Als das leichte, mondäne Mädchen, das sie anfangs spielte, ist sie vielen in Erinnerung geblieben: Blonde Fön-Mähne, ein puppenhaftes Gesicht mit stark betonten Augen und ein sinnlicher Schmollmund. Mit ihrer leicht rauchigen Stimme, ihrer selbstbewussten, überschäumenden Ausstrahlung und ihren Kurven verdrehte sie den Männern die Köpfe. Sie spielte gerne und gekonnt mit ihren Reizen. Valentins üppige Oberweite spielte dabei eine große Rolle. Erst öffnete sie ihr die Türen in die Softporno-Branche und später sollte sie auch Freddie Mercury zu schätzen wissen. Im Covertext seines Soloalbums „Mr. Bad Guy“ dankt er ihr „for big tits and misconduct“ – für große Titten und schlechtes Benehmen.

Bei Rollen in erotischen Filmchen und gelegentlichen Fernsehauftritten wäre es wohl auch geblieben, hätte nicht der Kultregisseur Rainer Werner Fassbinder ihr Potenzial als Charakterdarstellerin erkannt. Er engagierte sie als Nebendarstellerin in „Welt am Draht“ (1973) und gab ihr in Filmen wie „Lili Marleen“ weitere Rollen.

In den engen Freundeskreis um Freddie Mercury habe sich Valentin in den Achtzigern „irgendwann mal eingehakt“. Als „aufdringliche“ und „dominante Person“, beschreibt Ambacher die Schauspielerin im Gespräch mit der MZ. Neben ihrer einnehmenden Art habe sie ein zweites Gesicht gehabt: „Man wusste nie, ob sie einem das Messer in den Rücken haut oder nicht“, stichelt der Travestie-Künstler noch 13 Jahre nach ihrem Tod. Die große Liebe zwischen Mercury und ihr habe sie nur vorgespielt, ist sich Ambacher sicher. Andere Weggefährten beschreiben die Beziehung dagegen als sehr eng und intensiv. Für Valentin sei Mercury die Liebe ihres Lebens gewesen, erzählte ihre Tochter einmal in einem Interview. Zeitweise haben sich die beiden sogar eine Wohnung geteilt.

Es war die Zeit, als Barbara Valentin bereits beruflich auf dem absteigenden Ast war. Fassbinder war tot, die Engagements blieben aus. Ihre wie auch immer geartete Beziehung zu Freddy Mercury brachten ihr aber weiterhin die dringend notwendigen Schlagzeilen in den Klatsch-Blättern. Dabei ging es aber nur selten um ihre Schauspielkunst.

Mit ihren zahlreichen Affären und ihrem ausschweifenden Lebensstil war Valentin für die Klatschpresse schon in den Jahren zuvor ein gefundenes Fressen. Auch ihre gescheiterten Ehen – die erste mit einem Berliner Kaufmann, die zweite mit ihrem Scheidungsanwalt und die dritte mit dem Regisseur Helmut Dietl („Monaco Franze) – lieferten Gesprächsstoff. Die Ehe mit Dietl hielt sieben Jahre. Kurz nach der Trennung gab Dietl ihr eine Nebenrolle in seiner TV-Serie „Der ganz normale Wahnsinn“. Wie er später verriet, hatte ihre Beziehung den Ausschlag für die Serie gegeben.

Machten Valentin solche Geschichten zu schaffen oder bedeuteten sie willkommene Publicity? Im Rampenlicht stand sie auf jeden Fall gerne, das betont Peter Ambacher. Eine Gleichgesinnte fand Valentin in der Schauspielerin Elisabeth Volkmann. Die beiden verband eine tiefe Hassliebe, die ihnen den Spitznamen die „Geschwister Fürchterlich“ einbrachte.

Das Ende eines bewegten Lebens

Wenn Valentin nicht die Münchner Schickeria mit ihrer Freundin Volkmann aufmischte, zog sie mit Mercury durch die Clubs der Schwulenszene im Glockenbachviertel. Die Vorliebe exzessiv zu feiern teilten die beiden. Auch die Drogengerüchte um Valentin kann Ambacher nur bestätigen: „Bei ihr war im Sommer mehr Schneegestöber als im Winter.“ Vor ihren beiden inzwischen erwachsenen Kindern versuchte sie ihre Eskapaden zu verbergen.

Freddie Mercury starb 1991 an HIV. Nach seinem Tod lebte Valentin weiterhin in der früheren gemeinsamen Wohnung und engagierte sich für die AIDS-Hilfe. Im Café Nil, Valentins Stammkneipe, gab sie sich fast täglich ihrer Schwäche für Cognac-Cola hin. Vor der Kamera stand sie kaum noch. Nach einjähriger Krankheit starb sie mit 61 Jahren an den Folgen einer Gehirnblutung.