KRISTIN BOESE
Sie möchte hier ankommen: Die neunfache Kite-Weltmeisterin aus Potsdam baut sich auf Maui ein Haus.
"Als ich mit dem Windsurfen und später mit dem Kitesurfen anfing, wurde mir schnell klar, dass ich unbedingt nach Maui muss. All die Videos, die ich mir damals
anschaute, stammten von dort. Der Himmel sah darauf immer blauer aus, die Hügel
grüner, das Wasser klarer als an der Ostsee. Einfach magisch. Maui-magisch.
Im ersten Winter hat das Geld nur für
Ägypten gereicht. Seit 2003 bin ich dann aber jedes Jahr nach Maui geflogen, für ein paar Wochen mindestens. Und das war schon ein Wow-Erlebnis, am Strand plötzlich neben all diesen Menschen zu stehen, die ich in den Videos bewundert hatte - meinen Helden! Ich hab dann sehr schnell Anschluss in der Kite-Szene gefunden. Und vor ein paar Monaten bin ich endgültig nach Maui gezogen. Mein Mann testet Prototypen für eine Kite-Firma. Die hat 2013 ihre Entwicklungsabteilung von Australien nach Maui verlegt. Und wir sind quasi mit verlegt worden. Auch wenn ich inzwischen als
Profisportlerin die besten Kitespots weltweit bereist habe, bleibt Maui für mich
immer noch etwas Spezielles. Das hat nicht nur mit dem Wasser zu tun, sondern auch damit, dass ich mich nirgends so mit der
Natur verbunden fühle wie hier.
Wir haben ein Grundstück gekauft, das
früher ein Taro-Feld war, deshalb lese ich im Moment viel über Taro, ein Grundnahrungsmittel der Hawaiianer. Ich sammle Rezepte, und will unbedingt wieder Taro im Garten pflanzen. Zwei Ziegen haben wir schon. Tagsüber arbeiten wir an unserem Haus. Aber in der Früh oder abends, wenn die
Sonne nicht mehr so hoch steht, erkunden mein Mann und ich die Bambuswälder im 'Iao-Tal, wir steigen den Fluss hoch zu den Wasserfällen. Auf den ersten Hundert Metern begegnen uns manchmal noch Touristen, aber nach einer halben Stunde sind wir ganz allein mit der überwältigenden Natur.
Das Zentrum des Kitesports auf Maui ist der Kanaha Beach Park, dort wurde das Kitesurfen zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. An guten Tagen sind dort Hunderte auf dem Wasser. Ich fahre aber lieber die paar Meter von unserem Haus nach Waiehu. Zum einen kite ich nun lieber
strapless, also ohne Fußschlaufen, und dazu brauche ich auflandigen Wind. Zum anderen macht es mehr Spaß in einem kleinen
Kreis von Freunden. Da bin ich nicht die Weltmeisterin, sondern eine local, wie alle
anderen. Und kann schon mal einen Supercrash hinlegen, ohne dass ein Kite-Tourist, der das mit seiner Helmkamera filmt, gleich das Video ins Internet stellt."