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Interview: Nicola Schumann Die neue Beate Uhse

Beate Uhse
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Nicola Schumann ist die Deutschlandchefin des Erotik-Riesen "Beate Uhse" und wird in Kreisen "Die Enkelin von Beate" genannt. Dem Klischee einer typischen "Beate Uhse"-Mitarbeiterin entspricht sie weder optisch, noch von ihrer Herangehensweise

Früher wurde darüber höchstens hinter vorgehaltener Hand gesprochen, heute ist das Thema Sex bei keinem Sonntagsbrunch mit Freunden wegzudenken: Sex ist Trend.

Ende der 40er-Jahre noch ein absolutes Tabuthema, dennoch erkannte Beate Uhse das Potential dieser hochexplosiven Thematik. Sie gründete ein Versandhaus für Ehehygiene, dessen Kataloge nicht nur Hygieneartikel, wie Kondome, beinhalteten, sondern auch Ratgeberthemen wie "Stimmt in unserer Ehe alles?". Damit schlug sie die erste zarte Brücke, um das Thema Sex immer mehr zu enttabuisieren.

In den 60er-Jahren eröffnete dann der erste "Beate Uhse"- Sexshop in Flensburg, dem damaligen Hauptsitz der Firma. Es folgten deutschlandweit weitere Fillialen - "Beate Uhse" war auf Erfolgskurs. Doch mit reiner Ehehygiene hatten die neuen Geschäfte rund um die Sortimente wie Porno-Videokassetten, Videokabinen und Sexspielzeug nicht mehr zu tun. Der Bestell-Boom in Deutschland bescherte "Beate Uhse" Ende der 90er-Jahre den Börsengang. Doch so richtig auf Dampf kam die Aktie nicht, sondern war stetig am sinken.

Frischer Wind für "Beate Uhse"

Nicola Schumann ist die Deutschlandchefin von Beate Uhse.
Nicola Schumann ist die Deutschlandchefin von Beate Uhse.
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Mit Nicola Schumann bringt "Beate Uhse" einen neuen Schwung in das Unternehmen. Die 36-Jährige kommt eigentlich aus dem Mode -und Lifestylebereich, genauer aus der strategischen Unternehmensberatung. Beim Modelabel Closed hat sie beispielsweise den E-Commerce und das Online-Marketing verantwortet. Im Juli 2015 wechselte sie dann in die Erotikbranche. Als Deutschlandchefin der Sexshop-Kette "Beate Uhse" will sie den Laden entstauben und in die Zukunft führen. Dazu gehörte auch die Abschaffung des gedruckten Bestellkatalogs, sowie der Umzug des Unternehmens von Flensburg nach Hamburg, der bereits vor ihrem Arbeitsbeginn vonstatten ging.

Wie sind die Reaktionen, wenn die Leute hören, dass Sie "die neue Beate Uhse" sind?

Wenn ich geschäftlich vorgestellt werde, dann meist als "Die Enkelin von Beate". Die Reaktionen sind super, erfrischend und positiv.

Was haben Ihre Eltern dazu gesagt, als sie erfahren haben, dass Sie zu Beate Uhse gehen?

Mein Vater hat gleich gefragt, ob er einen Discount bekommt. Meine Mutter hat gefragt, ob es Beate Uhse überhaupt noch gibt. Das wäre doch ein Urgestein. Ich habe meine Eltern allerdings erst ganz spät informiert, ganz am Ende des Rekrutierungsprozesses.

Warum so spät? Hatten Sie Befürchtungen?

Nein eigentlich gar nicht. Meine Eltern sind ganz liberal. Mein Vater findet auch schöne Frauen toll. Und schöne Frauen in Unterwäsche sowieso. Da wir ja zu 40 Prozent Lingerie verkaufen, konnte ich das dann ganz gut verargumentieren.

Sie haben bereits Erfahrungen in anderen Branchen gesammelt. Was ist die Herausforderung bei "Beate Uhse"?

Die Herausforderung ist die Neupositionierung von "Beate Uhse" in den Köpfen der Verbraucher zu verankern. Die alte Zielgruppe waren vorrangig Männer. Diese einseitige Fokussierung hat sich sehr verändert. Die Gesellschaft ist in Bezug auf Sex und Erotik viel offener geworden und damit sind Frauen und Paare immer mehr zur Zielgruppe geworden. Außerdem gab es immer mehr freie Entertainment-Angebote im Internet, so dass sich dieser Geschäftsbereich nahezu komplett auf Online verlagert hat. Darauf mussten wir reagieren und haben das 2013 bereits vor der Konkurrenz getan. Die Marke wurde neu ausgerichtet, aber es wurde viel zu wenig Kommunikation dafür betrieben. Genau hier liegt unsere Herausforderung, da jetzt mehr zu machen und "Beate Uhse" mit ihrem heutigen Markenbild bei der Zielgruppe zu positionieren.

1970: Beate Uhse bei der Eröffnung einer ihrer Filialen.
1970: Beate Uhse bei der Eröffnung einer ihrer Filialen.
© PR

Sex war Männersache

Wer ist denn die neue Zielgruppe?

Das sind ganz klar Singles und Paare, darunter mehr und mehr Frauen. Diese machen mittlerweile fast die Hälfte unserer Kundschaft aus. Die Kernzielgruppe ist zwischen 18 und 59 Jahre alt.

In Zeiten der alten "Beate Uhse" wäre das wohl noch undenkbar gewesen, oder?

Das ist das Interessante. Beate Uhse war die Pionierin und Vorreiterin in der Branche, aber sie war noch sehr in dieser Hygiene-Ecke und hat dort als Ratgeberin ihren Teil dazu beigetragen.

Die Frauen und deren Lust-Prinzip hat sie aber etwas vernachlässigt. Ihr war der Aufklärungsgedanke wichtig, sie wollte Deutschland aus der Steinzeit holen. Bei diesem Aufklärungsgedanken ging es um die heile Welt, also die Ehe an sich. Das betrifft ja Männer und Frauen, da hat sie etwas für beide getan. Die Produktwelt hat sich dann aber mehr und mehr in die Männerrichtung entwickelt. Das war auch der allgemeine gesellschaftliche Trend. Sex war Männersache. Und Beate Uhse bediente mit ihrem Angebot die Bedürfnisse dieses Marktes.“

Jetzt hat sich die Marke geöffnet und nun müssen nur noch die Verbraucher umdenken. "Beate Uhse" ist ein starker Markenname. "Beate Uhse" ist wie "Tempo" ein starker Markenname, es ist wie ein gelernter Begriff und ist bei 98 Prozent der Bevölkerung bekannt. Es gilt nun aus dieser Markenbekanntheit eine Begehrlichkeit zu schaffen.

Merken Sie schon einen Unterschied, seitdem sie mit an Bord sind?

Ja, aber das kann nicht von jetzt auf gleich passieren. Eine Marke, die so eine starke Verankerung im Kopf der Verbraucher hat, die kann man nicht sofort umkrempeln. Es braucht Zeit, das neue Image auf ein neues Level zu heben. Die alten "Beate Uhse"-Fans sollen sich weiterhin aufgehoben fühlen, aber auch die neuen Zielgruppen sollen sich für die Marke begeistern.

Mit dieser neuen Zielgruppe scheint es ganz so, als wäre der Mann nun das Lustobjekt und nicht wie früher die Frau?

Es ist eher ein gegenseitiger Lustaustausch, der heutzutage sowohl zwischen Frau und Frau, Frau und Mann oder Mann und Mann stattfindet. Die Gesellschaft hat sich heutzutage Gott sei Dank dafür geöffnet, dank "50 Shades of Grey" oder auch damals schon durch "Sex and the City". Da besteht kein Widerspruch mehr und das darf es auch nicht. Es wäre schön, wenn wir alle offener damit umgehen würden.

Auf welche Neuigkeiten darf man noch gespannt sein?

Wir feiern unser 70-jähriges Jubiläum. Dazu haben wir eine eigene „70th Anniversary Edition“ entworfen, die ab dem 01. Oktober online und in unseren Stores deutschlandweit erhältlich sein wird. Die „70th Anniversary Edition“ besteht aus einer hochwertigen Lingerie-Kollektion und einer Anniversary Box mit insgesamt sechs aufregenden Produkten, darunter Love Toys und erotische Sexual-Well-being Goodies, die das Liebesleben noch aufregender machen. Ein weiteres großes Highlight ist die Eröffnung unseres großen neuen Flagship Department Stores in Berlin Mitte. Wir hatten ja damals schon ein Museum in Berlin. Ab Mitte November ist Beate zurück in der Stadt. Darauf freuen wir uns sehr.

Gala

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