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Film-Legende

B.Z. besucht Film-Diva Ruth Leuwerik

Seit 42 Jahren sind Ruth Leuwerik (87) und Heinz Purper (91) verheiratet
Seit 42 Jahren sind Ruth Leuwerik (87) und Heinz Purper (91) verheiratet Foto: cu/rf

Ruth Leuwerik ist die glanzvolle Verkörperung der preußischen Legende. B.Z. besuchte die Film-Dame.

Ihre Stimme, die unverwechselbare, ist die gleiche. Mädchenhaft hell, ein wenig gedehnt und atemlos. Man hört sie fast, als Königin Luise mit Schal um den Hals, ein wenig kränkelnd, wie sie das Treffen mit Napoleon bestreitet. Oder wie sie Dieter Borsche in „Königliche Hoheit“ Paroli bietet.

Audienz bei einer Legende. Ruth Leuwerik, 87 Jahre alt, schlohweißes Haar, zart wie damals, empfängt in ihrer Münchner Villa nahe Schloss Nymphenburg. Kostbares altes Porzellan auf dem Teetisch, über dem Kamin tickt eine französische Rokoko-Uhr.

Ich stand immer unter immensem Druck

Beim kurzen Rundgang durch weitläufigen Garten erzählt sie: „Diesen Park hat mir mein Mann zur Hochzeit geschenkt. Als er damals mit seiner Augenarzt-Praxis nach München zu mir zog.“

Damals, das war 1969. Seit 42 Jahren sind Ruth Leuwerik und Heinz Purper (91) nun verheiratet. Hat sie ihrem Mann zuliebe die Filmkarriere frühzeitig aufgegeben? Das verneint die alte Dame sehr bestimmt. Sie erklärt sogar: „Wahrscheinlich gäb’s mich schon gar nicht mehr ohne ihn. Während meiner Karriere, die ich mir mit allen Fasern meines Seins gewünscht hatte, stand ich dauernd unter immensem Druck. Es ist ungeheuer belastend, wenn man sich ständig im Blickfeld der Öffentlichkeit befindet. Ich bin leicht störbar, hatte vor jedem Film mit Hautproblemen zu kämpfen, die psychologischen Ursprungs waren. In den 60er-Jahren begann dann der Niedergang des deutschen Films, den die nachrückende Generation ,Opas Kino’ nannte. Ich brauchte eine Pause.“ Und danach? „Weiterzumachen war eine Option, die ich aber nicht einlöste“, gibt sie zu. Warum nicht? „Das Beispiel namhafter Kollegen war mir eine Warnung. Ich habe mir immer gesagt: ,Lieber Gott, lass mir das nicht passieren, dass ich da anzuknüpfen versuche, wo ich einmal Erfolg hatte, und das kommt nicht mehr an.’ Die Angst vor der Angst, eine Art Erwartungsneurose, hielt mich von diesem Wagnis ab.“

Bevor ihre Filmkarriere in den 50er-Jahren so richtig in Schwung kam, war die Leuwerik auf der Bühne bereits ein Star. Einen ihrer letzten großen Auftritte hatte sie 1951 im Berliner Hebbel-Theater mit Giraudoux’ „Intermezzo“.

„Meine Möglichkeiten waren beim Film besser aufgehoben. Dass ich mein eigener Herr war und mich nicht idiotischen Anforderungen aussetzen musste, die beim Theater an einen gestellt werden können, wo man ja bis zum Lebensende ein Schüler der Regisseure bleibt. Bei dieser Vorstellung sträubt sich mir das Gefieder.“ Distanziert, aber genau verfolgt sie heute mit ihrem Mann das heutige Filmgeschäft, herzlich froh darüber, daran nicht teilnehmen zu müssen: „Es ist eine so merkwürdige Zeit. Man muss allerdings aufpassen, dass diese Sicht nicht überhandnimmt und in Schwermut mündet. Im Übrigen wundert es mich, dass ich trotzdem so vergnügt bin.“

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