Maria Furtwängler vier Wochen im Dschungel: „Diese Reise war das größte Geschenk“

Faszination Dschungel: Maria Furtwängler ist am vergangenen Dienstag von einer mehrwöchigen Reise zurückgekehrt. Sie wäre gern noch länger in der unberührten Natur geblieben

Faszination Dschungel: Maria Furtwängler ist am vergangenen Dienstag von einer mehrwöchigen Reise zurückgekehrt. Sie wäre gern noch länger in der unberührten Natur geblieben

Foto: Diane von Schoen
Von: Michael Schacht

In der „Tatort“-Welt war sie fast anderthalb Jahre weg. In der echten Welt war sie gerade ganz weit weg.

Maria Furtwängler (57) ermittelt seit 22 Jahren als Hauptkommissarin Charlotte Lindholm. Am Sonntag ist sie erstmals nach 15 Monaten wieder in einem neuen Fall zu sehen.

In BILD berichtet die Schauspielerin, Produzentin und Aktivistin unmittelbar nach ihrer Rückkehr von einer mehrwöchigen Reise ans andere Ende der Welt – und zeigt die schönsten Bilder aus dem Urwald.

BILD: Sie kommen gerade direkt aus dem Dschungel. Und zwar dem echten, nicht dem von RTL …

Maria Furtwängler: „Ja, das stimmt. Und aus dem Dschungel, in dem ich war, wollte ich nicht wieder raus. Ich war vier Wochen lang sehr weit weg von allem. Und ich habe so gut wie nichts davon mitbekommen, was in dieser Zeit zu Hause oder in der Welt passiert ist. Diese Reise, diese Zeit, war das größte Geschenk, das ich mir selber machen konnte. Ich habe diese Zeit als überaus heilsam empfunden.“

Waren Sie komplett offline?

Furtwängler: „In der ersten Woche ja. Ich war im tiefsten Amazonasgebiet in Ecuador. Man kann dort nur mit kleinen Propellermaschinen reinfliegen. Man fliegt eine Stunde über unberührten Regenwald. Allein dieses Erlebnis ist schon unglaublich beeindruckend. Wo ich war, gibt es keine Straßen, kein Internet, nichts – nur die größte Vielfalt an Tieren und Pflanzen dieser Erde. Nach dieser ersten Woche hatte ich teilweise wieder Empfang, und dann war es meine Entscheidung, trotzdem keine E-Mails zu beantworten oder aufs Handy zu schauen.“

Maria Furtwängler umringt von über 50 Meter hohen Bäumen

Maria Furtwängler umringt von über 50 Meter hohen Bäumen

Foto: Diane von Schön

Was haben Sie im Amazonas gelernt, das Sie bisher nicht kannten oder wussten?

Furtwängler: „Wir waren im indigenen Gebiet der Achuar. Dort lernt man von den Ureinwohnern, wie man im Handumdrehen eine Falle baut, welche Pflanze man braucht, wenn man Zahnschmerzen hat, oder was der Ruf eines bestimmten Vogels bedeutet. Diese tiefe Verbundenheit mit der Natur, aber auch der unzerstörte Regenwald an sich, waren ein unglaubliches Erlebnis. Ich bin ob der Vielfalt an Vögeln und Schmetterlingen aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen.“

Hatten Sie stellenweise auch Angst? Oder zumindest Respekt vor der Natur?

Furtwängler: „Na ja, man überlegt besser nicht zu lange, ob sich Piranhas zu einem gesellen könnten, wenn man schnell ins trübe Wasser zum Schwimmen geht. Die Alligatoren am Rand des Flusses interessieren sich ja angeblich nicht für Menschen, und einer Anakonda bin ich zum Glück nicht begegnet. Aber ja, es war manchmal schon ein bisschen ui, ui, ui …“

Was nehmen Sie mit von dieser Reise?

Furtwängler: „Mich beschäftigt die Frage, was man tun kann, um den Menschen zu helfen, ihren Lebensraum, die Natur zu schützen. Gerade, als wir dort waren, hat einer dieser Stämme einen Zugang zum Internet bekommen. Ich frage mich seither: Was passiert jetzt wohl mit den Kindern aus dem Dorf, die plötzlich sehen, welche Sneakers angesagt sind oder welches Smartphone man unbedingt braucht? 17 Prozent des Regenwaldes im Amazonasgebiet sind zerstört, ab 20 Prozent Zerstörung produziert die Verdunstung nicht mehr genügend Regen – und das System kollabiert. Wir müssen alles tun, um diese einzigartigen Lebensräume zu retten, und dafür müssen wir mit den indigenen Völkern zusammenarbeiten, genau hinhören, was sie brauchen, um ihre Welt zu erhalten.“

Per Kanu paddelt Maria Furtwängler durch den Regenwald Equadors

Per Kanu paddelt Maria Furtwängler durch den Regenwald Equadors

Foto: Diane von Schoen

Harter Schnitt, aber spannend ist ein gutes Stichwort: Sie sind an diesem Sonntag seit fast anderthalb Jahren erstmals wieder mit einem neuen „Tatort“ zu sehen …

Furtwängler: „Die lange Pause war nicht geplant. Der Film ist schon länger fertig.“

Für Ihre Figur ist der Fall ein Wendepunkt: Charlotte Lindholm ermittelt, so viel kann man sagen, ohne zu spoilern, künftig wieder allein …

Furtwängler: „Ja. Ich bedaure sehr, dass Florence Kasumba in Zukunft nicht mehr dabei sein wird. Sie ist eine großartige Kollegin, äußerst professionell und trotz ihrer Hollywood-Karriere sehr bodenständig geblieben. Sie bringt eine starke körperliche Präsenz mit, neben ihr musste ich mich anstrengen, mich nicht wie ein Schluck Wasser in der Kurve zu fühlen. Ich werde Florence vermissen und freue mich gleichzeitig auf eine neue Beweglichkeit in den Geschichten. Aber die einsame Jägerin zu sein, war ja eigentlich immer auch die Essenz von Charlotte.“

Sie behandeln in „Geisterfahrt“ (20.15 Uhr, Das Erste) ein hartes Thema. Häusliche Gewalt gegen Frauen.

Furtwängler: „Gewalt in der Partnerschaft ist sehr weitverbreitet, deshalb ist es entscheidend, sie sichtbar zu machen. Es ist wichtig, wie wir damit umgehen, um keine Vorurteile zu verstärken oder ein verzerrtes Bild zu geben. Das ,Tatort‘-Team hat sich fachlich von einer Expertin beraten lassen. Denn es berührt unser aller Leben. Ich habe eine Freundin, von der ich erst im Nachhinein erfahren habe, dass sie von häuslicher Gewalt betroffen war. Ich habe nichts geahnt.“

Wie haben Sie reagiert, als Sie davon erfahren haben?

Furtwängler: „Natürlich habe ich mich gefragt: Hätte ich es früher erkennen müssen? Hätte es geholfen, wenn ich ihr zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Fragen gestellt hätte? Und was wären überhaupt die richtigen Fragen gewesen? Man denkt sich ja erst mal nichts, wenn eine Freundin mal nicht zu einer Verabredung kommt. Häufig wenden die Betroffenen viel Energie auf, um zu verstecken, was in der Beziehung wirklich passiert.“

Intensive Begegnung: Maria Furtwängler mit Celestine, Ureinwohnerin vom indigenen Volk der Anchuar

Intensive Begegnung: Maria Furtwängler mit Celestine, Ureinwohnerin vom indigenen Volk der Anchuar

Foto: Diane von Schoen

Als Sie von diesen Vorfällen erfahren haben: Wie sind Sie dem Mann, also dem Täter, den Sie ja sicher auch kannten, begegnet?

Furtwängler: „Das war ganz merkwürdig. Als meine Freundin darüber gesprochen hat, war sie bereits von dem Mann getrennt. Außer einem furchtbar bösen Blick hatte ich für ihn nicht mehr viel übrig. Im Nachhinein würde ich es direkt ansprechen, benennen, was er getan hat. Ich wünschte mir auch, dass Männer untereinander eine Kultur entwickeln würden, dass Gewalt gegen Frauen inakzeptabel und einfach wahnsinnig unmännlich ist.“

Könnten Sie sich im Ernstfall verteidigen? Wissen Sie, ob Ihre Reflexe funktionieren?

Furtwängler: „Ich weiß es nicht. Meine Tochter hat einen Selbstverteidigungskurs gemacht. Ich glaube, so etwas hilft sehr, beim Überdenken der eigenen inneren Einstellung, der Körperhaltung, bis hin zu konkreten Techniken, um einen Angreifer abzuwehren. Mein Bruder wurde gerade in New York vollkommen aus dem Nichts zusammengeschlagen, nur, weil er jemanden angeguckt hat. Wie kann man auf eine solche Situation vorbereitet sein? Und: Gewalt ist ein Trauma, das im Körper bleibt. Das schüttelt man nicht einfach ab, aber es gibt Wege, es zu verarbeiten.“

Letzte Frage: Ihre Mutter, die ja in vielen „Tatort“-Folgen gemeinsam mit Ihnen vor der Kamera stand, beklagte sich neulich darüber, dass ihre Figur gar nicht mehr vorkomme. Man könne sie vielleicht wenigstens anständig sterben lassen …

Furtwängler: „Hat sie das gesagt, ja? Das stimmt eigentlich. Wir haben die Figur meiner Mutter manchmal vielleicht etwas stiefmütterlich behandelt. Der Gedanke meiner Mutter, ihrer Rolle einen würdigen Abgang zu verschaffen, ist natürlich richtig. Ich werde ihren Wunsch mal in die Redaktion tragen.“

Teaser-Bild

Foto:

Dieser Artikel stammt aus BILD. Das ePaper der gesamten Ausgabe gibt es hier.

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