Nadja Auermann wirft sich 1994 im südfranzösischen Hyères für Karl Lagerfeld in Pose. (Bild: Angeli Dukas)

Nadja Auermann wirft sich 1994 im südfranzösischen Hyères für Karl Lagerfeld in Pose. (Bild: Angeli Dukas)

Porträt

«Es war ein bisschen wie eine Familie» – Nadja Auermann über Karl Lagerfeld

David Streiff Corti Archiv
Mitte der neunziger Jahre stand Nadja Auermann als Model unablässig vor der Kamera. Heute geniesst sie ihre Familie.

Den Herrn, der sich hinter dem graumelierten Pferdeschwanz verbirgt, vermag wohl jeder zu erkennen, der sich auch nur entfernt für Mode interessiert. Dass Karl Lagerfeld ein Mensch sei, der stets Wert darauf gelegt habe, um sich herum eine gute Atmosphäre zu schaffen, erzählt uns Nadja Auermann. Das deutsche Model hat in den neunziger Jahren oft mit seinem «Entdecker» Lagerfeld zusammengearbeitet, und nicht nur das Shooting an der Côte d’Azur ist ihm in bester Erinnerung geblieben. «Es war ein bisschen wie eine Familie», erwidert die 48-Jährige mit einem Blick auf das Bild von damals.

Lagerfeld habe häufig dieselben Assistenten und Stylisten engagiert, und dieses vertraute Umfeld war für sie, die zu jener Zeit den Beruf ins Zentrum ihres Lebens rückte, von besonderer Bedeutung. Als Model arbeitet Nadja Auermann heute nur noch sporadisch, inzwischen hat sie eine eigene Familie. Mittlerweile nähmen ihre vier Kinder ihre volle Aufmerksamkeit in Anspruch.

Auf dem roten Teppich

Sie geniesse die Rolle der Mutter, wolle aber auch ihr Psychologiestudium so bald wie möglich fortsetzen. Das Rampenlicht vermisst die Berlinerin ob der vielen privaten Verpflichtungen kaum. «Das Interesse der Öffentlichkeit war stets Teil meines Lebens und ist nach wie vor Teil des Metiers.»

Die Mode und die Medien würden sich gegenseitig bedingen, meint sie, wobei «die Medien nicht nur mit uns, sondern wir auch mit den Medien spielen – ganz im Sinne einer stillen Abmachung». Heute sei es aber ganz schön, «wenn die Leute meiner nicht müde werden», meint sie und fügt lachend hinzu, «wenn ich dann hie und da doch mal wieder über den roten Teppich laufe, freue ich mich immer, wenn die Leute sagen: ‹Guck mal, die Auermann, die habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen.›»

«Schlank musste man ja auch früher schon sein»

Ihre Prominenz ermöglicht es Nadja Auermann andererseits auch, öffentlich kritische Töne anzuschlagen. Das Modebusiness habe sich in den letzten fünfzehn Jahren nicht grundlegend verändert. «Schlank musste man ja auch früher schon sein», gesteht sie unumwunden ein.

Allerdings stelle sie in letzter Zeit vermehrt und mit Bedenken fest, dass «ein allzu kindliches Körperschema als Schönheitsideal proklamiert» werde und sich selbst gestandene Frauen mit schönen weiblichen Figuren gezwungen fühlten, wie Dreizehnjährige zu erscheinen. Ihre eigenen Kinder hätten ihr Empfinden dafür geschärft, wie kritisch es sei, einem jungen Mädchen vorzugaukeln, dass «dies das Frauenbild ist, nach dem sie streben sollten».